Weiter geht’s!
On y va!
Avanti!
Weiter geht’s!
On y va!
Avanti!
Liebes Publikum
Ich kann es kaum glauben, aber nun darf ich Ihnen gemeinsam mit dem Verein Stretta Concerts bereits das zweite Brugg Festival ankündigen. Wer im vergangenen Jahr dabei war, hat bestimmt schon durch das Programm geblättert – und die anderen lade ich herzlich dazu ein! Uns erwartet wieder eine klangvolle Septemberwoche voller Begegnungen mit alten Bekannten und neuen Entdeckungen.
Klassische Musik wird häufig als Bindemittel einer auseinanderstrebenden Gesellschaft angeführt. In dieser Ausgabe des Brugg Festivals tragen wir dem wiederum Rechnung, mit unserem ECHO-Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche aus Brugger Schulen. Aber auch die ‹Fifty-five minutes – Mittagsintermezzi› waren als leicht zugängliche Konzerte ein toller Erfolg. Im 2024 kommen wir noch näher zu unseren Gästen und präsentieren Joseph Haydns komische Oper ‹Lo Speziale› auf der Hofstatt. Das Open-Air-Gesamtkunstwerk aus Gesang, Orchester, Bühnenbild und den historischen Gebäuden als Hintergrundkulisse dürfte auch Leute begeistern, die sich noch nie an Klassik und Oper «herangetraut» haben.
Sie erleben Spitzenensembles und herausragende Solistinnen und Solisten, in der reformierten Stadtkirche, im Cinema Odeon oder im Salzhaus. Man kann am Brugg Festival nicht vorbeigehen – und so soll es auch sein.
Sebastian Bohren
Künstlerische Leitung
«Das Publikum darf unserem Programm vertrauen»
Sebastian Bohren im Gespräch
Herr Bohren, das Brugg Festival 2024 wartet mit der unbekannten Opera buffa ‹Lo Speziale› auf. Warum gerade dieses Werk?
Den Alte-Musik-Spezialisten Jan Willem de Vriend durfte ich vor einigen Jahren kennenlernen und so erfuhr ich bald von seinem Haydn-Projekt. Er hat nämlich verschollene Teile der Partitur ergänzt. Mit der Schweizer Regisseurin Eva Buchmann brachte er das Werk international erfolgreich zur Aufführung. Dabei braucht es nicht viel auf der Bühne: Mit einem alten Fiat, vier Sängern und einem Kammerorchester steht die Oper!
Auch in diesem Jahr konnten Sie namhafte Musikerinnen und Musiker nach Brugg locken. Im Wissen, dass hier jeder ein «Primus inter Pares» ist, auf wen möchten Sie speziell hinweisen?
Nun, man sollte sich mindestens einen der drei Auftritte der charismatischen Cellistin Anastasia Kobekina anschauen, die zurzeit eine ganz steile Karriere macht. Ausserdem freue ich mich enorm auf Josef Špaček, in meinen Ohren einer der besten Geiger der Welt. Er besticht durch sein hoch virtuoses, athletisches Spiel und wird in vier Programmen zu hören sein. Dann gibt es ein Wiedersehen mit dem Klarinettisten Reto Bieri, der seine Auftritte wohl dosiert und zu recht als Schweizer Ausnahmemusiker gefeiert wird.
Haben Sie im Programm bewusst auf Komponisten oder Themen fokussiert?
Nein, wir setzen weiterhin auf einen Mix aus Bekanntem und weniger Bekannten, wobei unser leiser Schwerpunkt auf Werken von Schweizer Komponisten liegt. Wir stellen zum Beispiel das volkstümliche Dumky-Trio von Dvorak dem Trio über irische Volksweisen des Schweizers Frank Martin gegenüber. Berühmte Werke wie Mozarts Klarinettenquintett, Schuberts Forellenquintett oder auch Bachs Cellosuiten dürfen nicht fehlen. Ich werde selber das wunderbar verträumte Violinkonzert von Othmar Schoeck interpretieren, im Abschlusskonzert mit dem Kammerorchester Basel und der Dirigentin Izabelė Jankauskaitė.
Wir leben in einer Zeit, die von digitaler Unterhaltung geprägt ist. Welche Rolle kann live vorgetragene Klassik da noch spielen?
Sie bringt uns zusammen. Wir hören während etwas mehr als einer Stunde gebannt dem Vortrag zu. Ich sehe die Funktion der klassischen Musik nicht so weit entfernt vom Selbstverständnis der Kirche: Man begegnet sich, hört zu, und hat anschliessend die Möglichkeit, sich auszutauschen und im Dialog zueinander zu finden.
Sie binden auch junge, aufstrebende Talente ins Festival ein. Diese Konzerte könnten weniger Resonanz beim Publikum haben, weil man die Namen – noch – nicht kennt.
Es ist mir persönlich sehr wichtig, dem Nachwuchs eine Plattform zu geben, weil ich ebenfalls dankbar für jede Chance war, um mich als Künstler zu vorzustellen und damit weiterzuentwickeln. Wir präsentieren Talente aber nicht um der Sache selbst willen, sondern nur, wenn wir vom Potenzial überzeugt sind. Natürlich möchten wir damit auch junge Leute an klassische Musik heranführen.
Und welche Erwartungen haben Sie an das Publikum?
Ich wünsche mir, dass das Publikum unserem Programm vertraut und sich manchmal auf weniger Bekanntes einlässt. Dabei kann ich versprechen, dass wir bei der Programmierung auf eine hervorragende Balance geachtet haben, vom Opern-Spass und populärer Klassik bis hin zu Werken des 20. Jahrhunderts. Da ist für alle etwas dabei.
Die Fragen stellte Gabriele Spiller.